Ein modernes Oratorium von Klaus Heizmann

In keiner anderen der uns bekannten Hochkulturen greift ein Gedanke so tief und bewegend wie der des Judentums: Der Gedanke, dass die Geschichte zwischen dem unsichtbaren und unaussprechlichen Gott Jahwe und seinem auserwählten Volk Israel ist. Wir im Judentum auch viel erörtert, diskutiert, ins Wort gebracht und angezweifelt - eines bleibt durch die jahrtausendealte Geschichte hindurch sicher und unbezweifelbar: Gott hat aus allen Völkern dieser Welt Israel als sein geliebtes Volk ausgewählt. Ihm bleibt es vorbehalten, den Retter der Welt hervorzubringen. Diese Verheißung wurde den Juden aller Zeiten zur Bedrohung, zur Gefahr, noch in unserem Jahrhundert zum Fluch. Die Verheißung der besonderen Liebe Jahwes führte Israel immer wieder in Einsamkeit und Isolation. Und mögen nahe Katastrophen dieses Volk und damit seinen Heilsgedanken beinahe ausgelöscht haben, bis heute überdauert der Glaube an die Auserwählung aller Gefahr und Zerstörung.

Wie das sein kann? Über alle Frustration und Resignation hinweg siegt die Gewissheit erwächst aus dem lebendigen Umgang mit den Worten der Offenbarung, dem Alten Testament. Dort erzählen Propheten und Gottesmänner erbauliche Geschichten über das hin und her der Liebesgeschichte zwischen Israel und Jahwe: Es war eben immer schon schwierig mit dieser Auserwählung und es war eben immer schon erhebend, diese Auserwählung siegen zu sehen. Und sind diese Geschichten erbaulich erzählt und beschrieben, so sind sie das und dürfen sie das, weil sie den einzelnen in seinem Tun und Handeln erbauen und aufbauen, weil er sich in ihnen wieder finden kann und weil sie ihm Trost und Mut geben weiterzumachen. Solche Tröstung und solche Ermutigung lebt weiter in den Geschichten um den Mann aus Nazareth, Jesus. In ihm erneuert sich die Geschichte der Menschen mit ihrem Gott Jahwe. Doch jetzt wird manches neu: Israel ist nun der universale Raum der Liebe, der, jenseits aller Furcht und Angst, hoffend alle Menschen ergreifen kann.

Israel Schalom - Israel ist der Friede zwischen den Menschen auf dieser von Gott geliebten Erde.

Hubertus Stelzer
(Sprecher bei den Aufführungen von Israel Schalom 1998 & 1999)